Kteine Geographie
von
Elsaß-Lothringen.
§ L
Größe, politische Stellung undwcrmen.
Elsaß-Lothringen enthält 14,509 Uu Kilometer, mit
1,603,500 Einwohnern. ^ Dasselbe wurde infolge des
deutsch-französischen Krieges von 1870—1871 als
unmittelbares Reichsland dem deutschen Kaiserreiche
einverleibt.
Das Land zerfällt, seinem Namen nach, in ^zwei
Hauptteile: Elsaß und Lothringen.
Elsaß hat seinen Namen von seinen Bewohnern,
die von ihren Stammesgenossen jenseits des Rheines
Alisazen oder Elisazen genannt wurden, d. h.
die in der Fremde Wohnenden; das Land
hieß Elisaza, Elsaß. Die Ableitung von dem
Flusse Jll wird bestritten.
Lothringen, Lotharingen, hat seinen Namen
von Lothar Ii., einem Enkel Ludwigs des Frommen,
welchem diese Provinz nebst andern Landstrichen
zwischen der Maas und dem Rhein zufiel (855).
1 In runder Zahl.
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288
um dessentwillen im ganzen Reiche die Trkenglocke" zum Ge-bete rief. Der Kaiser hielt zwar Reichstag der Reichstag, allein auf diesen erschienen nicht mehr die Fürsten selbst, son-dern nur ihre Gesandten, welche die kostbare Zeit mit leeren Frmlichkeiten hinbrachten, ja sogar darber stritten, wer am wenigsten zu des Vaterlandes Rettung beigetragen habe. Krieg und Fehde herrschte berall, nicht blo an den Grenzen des Reiches, sondern auch im Reiche selbst. Am strendsten fr die Ttigkeit des Kaisers in den Reichsangelegenheiten war lange der Zwist mit seinem Bruder Albrecht, dem Mitbesitzer seiner Erblande. Von dieser Drangsal wurde er zwar durch Albrecht's Tod befreit (1463), aber in Oesterreich und den brigen Lndern hrte die Unzufriedenheit mit seiner Regierung nicht auf und veranlate mehre hchst gefhrliche Aufstnde.
Whrend der Kaiser auf die Angelegenheiten Deutschlands nur geringe Sorgfalt verwendete, sorgte er desto thtiger fr die Entwicklung der Macht seines Hauses, welches er nach, einer drei und fnfzigjhrigen, von vielen Unglcksfllen begleiteten Regierung dennoch in Glanz und Gre seinem Sohne Maxi-milian berlassen konnte. Besonders einflureich fr die Ausdehnung seiner Hansmacht war die Verbinbung, welche er mit dem burgunbifchen Hause knpfte.
Burg und. Das alte eigentliche Herzogthum Burgunb die heutige Vourgogne war zunchst ein altes Vasallen-Herzogthum von Frankreich und umfate den Theil des alten burgunbifchen Knigreiches, welcher durch den Vertrag von Ver-dun mit Westfranken verbunben worden war. Die alten Her-zge von Burgund hatten aber zu ihrem Stammlande viele Nebenprovinzen nicht nur in Frankreich, fondern auch in Deutschland erworben, befonbers die Freigrafschaft Burgund (Franche Comt6), eine Provinz des arelatischen Reiches, das unter Konrab Iii. mit Deutschland vereinigt niorben war. Im Jahre 1361 wrben durch die Vermhlung des Herzoges von Burgunb mit der Erbin der Grafschaft beibe Lnder zu cinem
i
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Deutschlands Frankreich Burgund Frankreich Deutschland Deutschland
187
conftitutioneüen Erbmonarchien und 4 republikanischen. Die monarchischen
sind a) i Kaiserthum: das deutsche Österreich; d) 5 Königreiche: das deutsche
Preußen, Hannover, Sachsen, Bayern und Würtemberg; e) 8 Großherzogth.:
Baden, H.-Darmstadt, (Kurhessen), S. - Weimar-Eisenach, M.-Schwerin,
M.-Strelitz, Oldenburg und Lurenburg (mit Limburg); d) 8 Herzogtümer:
Nassau, S.-Meiningen-Hildburghausen, S.- Coburg -Gotha, S.-Altenburg,
A.-Dessau-Köthen, A.-Bernburg, Braunschweig und Holstein-Lauenburg;
e) 9 Furstenthümer: Liechtenstein, Reuß-Greiz, R.-Schleiz, Schw.-Sonders-
hausen, Schw.-Rudolstadt, Lippe-Detmold, L. - Schaumburg - Bückeburg,
Waldeck und H.-Homburg; f) 4 freie Städte: Lübeck, Hamburg, Bremen
und Frankfurt a. M.
Nachdem die Frankenkönige bereits einen großen Theil Deutschlands er-
obert halten, besiegte Karl d. Gr. bis 803 auch die Sachsen und wurde 800 röm.
Kaiser. Sein Enkel wurde 843 König von Deutschland. Als mit Ludwig dem
Kinde die Karolinger ausstarben, wurde der Franke Konrad I. bis 919 König.
Ihm folgte das sächsische Haus bis 1024, das 962 (Otto I.) die Kaiserkrone
an Deutschland brachte. Dann kamen die fränkischen Kaiser bis 1125, darauf
Lothar von Sachsen bis 1137 und die Hohenstaufen bis 1254. Rudolf von
Habsburg wurde 1273 Kaiser und sein Haus blieb, wenn auch zeitweise vom
Kaiserthrone verdrängt (besonders durch die Luxenburger bis 1437), bis 1806
im Besitz desselben. Die frühern Kaiser hatten keine bleibende Residenz. Es
gab mehrere Kaiserstädte und kaiserliche Pfalzen. Karl d. Gr. und Ludwig der
Fromme residirten in Aachen, Ludwig der Deutsche in Frankfurt a. M., Kon-
rad I. häufig in Fritzlar, Otto I. in Magdeburg, Heinrich I. und Iv., Otto Ii.
und Iii. in Quedlinburg, Friedr. I. auf dem Kyfhauser, einige Hohenstaufen
in Gelnhausen, die Lurenburger in Prag, die Habsburger in Wien. Der
Kaiser wurde in Frankfurt a.m. durch die Kurfürsten gewählt, deren es anfangs
7 gab, 3 geistliche: die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln, und 4 welt-
liche: der Herzog von Sachsen, der König von Böhmen, der Pfalzgraf bei
Rhein und der Markgraf von Brandenburg. Im 30jährigen Kriege kam
Bayern hinzu, das 1777 ausstarb, und 1708 Hannover. Bon 1803 bis 1806
gab es 10 Kurfürsten, 1 geistl.: der Kurerzkanzler, und 9 weltliche: Sachsen,
Böhmen, Pfalzbayern, Brandenburg (Preußen), Hannover, Würtemberg,
Baden, Salzburg, wofür 1805 Würzburg eintrat, und Hessen-Kassel. Der
Kaiser wurde anfangs in Rom durch den Papst, dann in Aachen und zuletzt
in Frankfurt a. M. durch einen geistl. Kurfürsten gekrönt. Es gab eine be-
trächtliche Anzahl, zuletzt über 300, größere und kleinere reichsunmittelbare
Gebiete und zwar theils geistl. (der Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte, sowie
des Hoch- und Deutschmeisters und des Johanniter-Ordensmeisters), die jedoch
1803 in Folge des Friedens zu Lüneville bis auf das des Kurerzkanzlers welt-
lichen Fürsten zufielen, theils weltliche: der Herzöge, Fürsten, Grafen, so wie
der freien Reichsstädte (51 bis 1803, und 6 von 1803 bis 1806). Der Reichs-
tag (zuletzt in Regensburg) bestand aus dem Kaiser, dem Kurfürsten-, Reichs-
fürsten- und reichsstädtischen Collegium. Das Reichskammergericht in Wetzlar.
1806 legte K. Franz Ii. die Kaiserkrone nieder und das deutsche Reich hörte
aus. Österreich und Preußen bestanden als besondere Staaten: Holstein gehörte
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Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Ludwig Ludwig Konrad_I. Otto_I. Lothar_von_Sachsen Rudolf_von
Habsburg Rudolf Karl_d Karl Ludwig Ludwig_der_Deutsche Ludwig Otto_I. Heinrich_I. Heinrich_I. Otto Franz_Ii Franz
Einleitung und Einteilung.
Das Königreich Bayern tu seinem gegenwärtigen Bestände
umfaßt den größeren Theil des alten Bajoarien und Gebiets-
theile des ehemaligen Schwaben oder Alemannien, des alten
Ostfranken und des altern Rheinfranken (der Rheinpfalz)
mit den in diesen Gebietstheilen gelegenett einstigen Besitzungen
geistlicher und weltlicher Fürsten, unmittelbarer Grafen, Ritter,
freier Städte des untergegaiigcnen heiligen römischen Reiches
deutscher Nation.
Die Geschichte Bayerns aus den nachfolgettden Blättern zieht
alle diese Gebietstheile in ihr Bereich, thut dieß aber in der
Weise, daß das alte Bajoarten als Stammland des jetzigen
Bayern und das Wittelsbachische Regentenhaus besondere
Berücksichtigung finden.
Mit Rücksicht auf den Wechsel der Dynastien werden fol-
gende Hauptabschnitte oder Zeiträume unterschieden:
Erster Zeitraum: Die Süd-Donauländcr seit der Nieder-
lassung von Bojern bis zur Herrschaft der Agil ol fing er in
Bajoarien (590 vor Christus bis 554 nach Christus).
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434 Die einstmaligen Hochstifter und Reichsstädte.
1810. 8. 26. Mai. Die Stadt Schweinfurt mit Gebiet wird dem
Großherzogthum Würzburg eiuverleibt.
1814. 19. Juui. Schweinfurt kommt mit dem Großherzogthum
Würzburg an das Königreich Bayern
10) Hleichsstadl Windsßeirn.
420. Sage von Windegast als Gründer der Stadt.
650. Wahrscheinliche Gründung der Stadt durch Wenden.
755. Windsheim wird als villa regia erwähnt.
1295. Erstes Privilegium. K. Adolf vou Nassau befreit Windsheim vou
auswärtigem Gericht.
1342. Privilegium K. Ludwigs des Bayern, daß Windsheim einen eigenen
Gerichtsstand habe.
1802. 3. September und 2. Dezember. Windsheim wird von Kur-
pfalz-Bayern in Besitz genommen.
1803. 30. Juni. Windsheim kommt an Preußen (20. Februar
18 04 Besitzergreifung).
1806. Windsheim wird von französischen Truppen besetzt und
10. Juni 1807 an Frankreich abgetreten.
1810. 28. Februar. Windsheim wird dem Königreich Bayern ein-
verleibt und ain 30. Juni 1810 von der bayerischen Re-
gierung in Besitz genommen.
11) Stadt und Kochstift Würzburg.
680 soll ein Gozbert, Herzog in Franken, in Würzbnrg residirt haben.
686. Kilian aus Schottland nebst Colonat und Tetnan Verkündiger des
Evangeliums an der Rhön und am Main.
688. 8. Juli. Kilian wird auf Austiften der Herzogin Geilane ermordet,
weil er den Herzog Gozbert aufgefordert hatte, sich von Geilane, der
Wittwe seines Bruders, zu trennen.
741. Gründung des Bisthunis Würzburg durch Bonifazius.
741—752. Burkard aus England erster Bischof. Marienkirche, die älteste
Kirche in Franken. Erbauung des alten Münsters.
908. Der Konradiner Rudolf, Bischof von Würzburg, fällt im Kampfe gegen
die Ungarn.
1000. Gründung des neuen Münsters über St. Kilians Grab.
1007. Minderung der Diözese durch Errichtung des Bisthums Bamberg.
1024. Der Bischof von Würzburg erhält das Landgericht Franken und den
Titel „Herzog in Ostfranken".
1131. Bischof Embricho Graf von Leiningen erhalt von K. Lothar Ii den
Titel „Herzog in Franken".
1134. Der Name Herbipolis kommt in Gebrauch statt des ursprünglichen
Wirzeburg.
1168. K. Friedrich I Barbarossa bestätigt die bischöfliche Gerichtsbarkeit.
1347. November. K. Karl Iv bestätigt dem Bischof von Würzburg das
Landgericht zu Franken.
1403. Gründung der Universität Würzburg (geht 1413 wieder ein).
1443. Die Bischöfe nennen sich von da an regelmäßig „Herzöge in Ost-
franken".
1466—95. Bischof Rudolf von Scherenberg führt geordneten Haushalt ein,
wird deshalb der zweite Stifter des Bisthnms genannt.
Die Veste Fraueuberg (Marienberg) wird umgebaut s1650).
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Extrahierte Personennamen: Hleichsstadl_Windsßeirn K._Adolf Adolf Ludwigs Kilian Kilian Kilian Kilian Gozbert Bonifazius Burkard Rudolf Rudolf Bischof_von_Würzburg Kilians Embricho_Graf_von_Leiningen Lothar_Ii Friedrich_I_Barbarossa Friedrich Barbarossa Karl_Iv Karl Rudolf_von_Scherenberg Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Großherzogthum_Würzburg Würzburg Bayern Windsheim Nassau Windsheim Windsheim Windsheim Windsheim Windsheim Frankreich Windsheim Bayern Würzburg Schottland Main Würzburg England Marienkirche Ungarn Bisthums_Bamberg Franken" Wirzeburg Marienberg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
(Erstes Kapitel
Außere und innere Gestaltung Deutschlands bei seiner Trennung vom Frankenreiche.
|El§ durch den Vertrag von Verdun (843) Deutschland ein selbständiges Reich wurde, hatte es folgende Grenzen: im Norden die Eider (mit Ausschluß Schleswigs), im Cfteu die Elbe von der Nordsee bis zum Einfluß der Saale, von da an südlich die Saale, dann den Böhmerwald und die Raab, im Süden die Berner Alpen (die deutsche Schweiz oder Cberaleimntrtiert gehörte zu Deutschland, die französische zu Lotharingieu), im Westen den Rhein, nur daß Friesland zu Lotharingien gehörte, dagegen die Bistümer Mainz, Worms, Speier (ohngeführ das heutige Rheinbayern und Rheinhessen) zu Deutschland.
Der Teilung zu Verdun folgte eine zweite (870) zu Meersen an der Maas. Die Linie Lothars starb 869 aus bis auf einen männliche Sproß, Ludwig Ii., der, znsrieden mit Italien und dem Kaisertitel (zumal da er keine Söhne hatte), sich um das übrige Erbe seines Hauses wenig kümmerte und ohne viel Widerstand geschehen ließ, daß Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche sich in dasselbe teilten. So erhielt Ludwig der Deutsche die Länder zwischen Rhein, Maas und Schelde, sowie Friesland. Die Westgrenze Deutschlands bildete also sortdann nicht mehr der Rhein, sondern eine von Basel ans links an Nancy vorbei, längs der Maas, dann links von Brüssel bis zur Scheldemündung jenseits Antwerpen gehende Linie; Deutschland reichte fetzt bis ein den Kanal und saßte etwa die heutigen Länder Rheinpreußen, Holland, das südliche und östliche Belgien mit Brüssel und Antwerpen in sich. Die Grenze zwischen Ost- und Westsranken (Deutschland und Frankreich) fiel nunmehr ziemlich genau zusammen mit der Sprachgrenze zwischen Germanisch und Romanisch.
l*
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Ii Ludwig Karl_der_Kahle Karl Ludwig_der Ludwig Ludwig_der_Deutsche Ludwig Nancy Brüssel
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Verdun Deutschland Schleswigs Nordsee Böhmerwald Deutschland Rhein Friesland Worms Rheinhessen Deutschland Maas Italien Rhein Friesland Deutschlands Rhein Basel Deutschland Rheinpreußen Holland Belgien Antwerpen Deutschland Frankreich
552
Das Mittelalter.
Kur-Pfalz; die Erzbisthümer Trier, Köln, Mainz; Fürstenthum Nassau, Graf-
schaft Isenburg). 6) Der oberrheinische Kreis (Bisthümer Worms, Speyer,
Straßburg, Basel u. a.; Herzogthum Pfalz-Zweibrücken u. a. zur Rheinpsalz gehörige
Besitzungen aus dem linken Rheinufer (z. B. Simmern), die Landgrafschaften Hessen
(Darmstadt und Kassel mit Fulda); Leiningen, Salm u. a.m. — die Reichsstädte Worms,
Speyer, Frankfurt, Wetzlar u. a>, auch die Reichsstädte Metz, Toul, Verdun, Besanyon
und andere später von Frankreich dem Reiche entrissene Besitzungen gehörten zu diesem
Kreise). 7) Nieder-rheinisch-westfälischer Kreis (Bisth. Münster, Osna-
brück, Paderborn; Abtei Corvey u.a.; Hcrzogth. Jülich, Cleve, Berg; die Grafsch.
Oldenburg mit Ost-Friesland und der Herrschaft Jever, Lippe und Waldeck u. a., die
Reichsstädte Aachen, Dortmund und Köln). 8) Obersächsischer Kreis (die Kur-
fürstenthümer Sachsen und Brandenburg; Thüringen, Schwarzburg, Reuß, An-
halt, Mansfeld und das Herzogth. Pommern). — 9) Niedersächsischer Kreis (die
Herzogthümer Braunschweig, Mecklenburg, Lauenburg, Holstein; die Erzstifte
Magdeburg, Bremen, die Bisthümer Halberstadt, Hildesheim u. a.; die Reichsstädte
Lübeck, Goslar, Magdeburg, Mühlhausen, Nordhausen, Hamburg und Bremen). 10) Der
burguirdische Kreis (die österreichisch-spanischen Niederlande, Holland und Bel-
gien). — Die Ausführung der Rechtssprüche des Reichskammergerichts wurde den mäch-
tigsten unter den Reichsfürsten selbst übertragen, von denen daher je zwei als Kreis-
obersten jedem der zehn Kreise vorgesetzt waren. (Böhmen, Schlesien, Mähren u. a.
waren in die Kreise nicht inbegriffen und dem Reichskammergericht nicht unterworfen.)
Diese Einrichtung bestand bis zum Anfang dieses Jahrhunderts. Jeder Kreis hatte eine
der des Reichs ähnliche Verfassung. Die Kreisstände versammelten sich auf Kreis- oder
Landtagen, wie die Reichsstände auf Reichstagen, trugen zu den gemeinschaftlichen Lasten
des Kreises bei, bewilligten die Kontingente der Kreisobersten u. dergl.
Vi. Geschichte der übrigen europäischen Staaten im
Mittelalter.
1. Frankreich und England,
a) Frankreich unter den ersten Capetingern.
§. 370. Die Lehnsmonarchie. Als Hugo Capet (§. 279.) den
machtlosen Thron der Karolinger bestieg, war das königliche Ansehen tief
gesunken. Die Herzoge und Grafen der verschiedenen Provinzen (die Kron-
Vasallen) betrachteten den König, der eigentlich nur Herr von Francien
war, als ihres Gleichen und gestanden demselben nur in sofern den ersten
Rang unter ihnen zu (primus ínter pares) , als sie ihn als O b er l e h n s -
Herrn anerkennen und ihm huldigen mußten. Diese oberlehnsherrlichen Rechte
aber durften dk Kronvasallen nicht schwachen, wenn sie nicht ihren eigenen Lehns-
leuten und Untergebenen das schlimme Beispiel des Treubruchs geben und sie zu
einem ähnlichen Verfahren gegen sich selbst ermuntern wollten. Denn eben so
lose als die Bandezwischen dem König und den Kronvasallen, waren auch die
zwischen den Kronvasallen und ihren Dienstmannen. Darum wurde die Ober-
lehnsherrlichkeit des Königs stets geachtet, und er bei Streitigkeiten der Kron-
vasallen unter sich und mit ihren Lehnsleuten häufig zum Schiedsrichter erwählt,
was der Anfang zur Erhöhung der Königsmacht war. — Eben so hielt es auch
der Klerus für rathsam, den König als obersten Heerführer und Richter, wie
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Europa.
45
Aachen, alte Stadt mit berühmten Schwefelbädern
und vielen Fabriken. 65,000 E. (Aachen war der
Geburts- und Sterbeort Karl's des Großen. Friedens-
vertrag 1668 und 1748. Congreß 1818).
6. Die 1866 erworbenen Länder.
(1308 nak. mit 4,286,000 E.)
Diese Länder sind folgende: Ir Das vormalige
Königreich' Hannover. Ii. Das vormalige Kur-
fürstenthum Hessen. Iii. Das vormalige Herzog-
thum Nassau. Iv. Die vormalige freie Stadt Frankfurt
am Main. V. Das Herzogthum Lauenburg. Vi. Die
Elbherzogthümer Schleswig-Holstein. Vii. a. Von
Baiern abgetreten: ca. 10 Ihm. b. Vom Groß-
herzogthum Hessen abgetreten: ca. 19 Ihm., darunter
die vormalige Landgrafschaft Hessen-Homburg.
I. Hannover.
(698 matt, mit 1,925,000 E.)
Der südliche Theil ist gebirgig; das Haupt-
gebirge ist der Harz, gegen Westen sind Zweige des
Wesergebirges. Die vier Fünftheile Hannovers ge-
hören zur norddeutschen Ebene; an den Küsten
und Ufern der Flüsse ist Marschland, das Geestland
im Innern ist zum Theil Sandboden mit Haidekraut*)
oder Kiefern bedeckt, theils niedriges Moor. Han-
nover hat, besonders auf dem Harze, bedeutende
Forsten; der Harz ist reich an Metallen, und der
Bergbau ist dort von großer Bedeutung (Blei-,
Eisen-, Gold-, Silbererze, Steinkohlen u. M. werden
in Menge gewonnen.
Der Hauptfluß ist die Weser, welche hier aus
der Vereinigung der Fulda und der Werra entsteht
und die Aller (mit der Leine) aufnimmt; im
*) Bekannt ist die 12 M. lange Lüneburger Haide.
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Extrahierte Personennamen: Congreß
Extrahierte Ortsnamen: Europa Aachen Hannover Hessen Frankfurt
am_Main Lauenburg Schleswig-Holstein Hessen Hannover Hannovers Fulda
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Berichtigungen und Nachträge.
S. 95, Z. 4. u. B v. u. ist zu Mathilde von Tuscien als Anm. nachzutragen: Als Reichsämter besass durch Erbschaft Mathilde neben der Markgrafschaft Tuscien die Grafschaften Modena, Reggio, Mantua, Brescia, dagegen die Grafschaft Ferrara wahrscheinlich, die von Perugia sicher als Lehen der römischen Kirche. Ihre Güter, bei denen vielfach schwer zu entscheiden Avar, ob sie Allod, Reichsgut oder Kirchengut waren, lagen zum grössten Teil in diesen Grafschaften, ausserdem in der Grafschaft Verona, der Romagna, der Grafschaft Lucca; verhältnismässig unbedeutend war ihr Besitz im Gebiet von Pisa und in der Grafschaft Parma, am unbedeutendsten in der Markgraftchaft Tuscien. (Auch in Lothringen besass sie Allode.)
S. 99 muss die Ueberschrift des § 31 lauten: Ursachen und Anlässe, Gang und Ergebnisse des ersten Kreuzzugs.
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Extrahierte Personennamen: Mathilde_von_Tuscien Mathilde Reggio Romagna